Chronik
Es war in den tristen Zeiten nach dem 1. Weltkrieg, wo auch in Pottschach junge Burschen und Männer damit begannen, den aus England importierten Fußball zur ihrer Freizeit- aber auch Sportbetätigung zu machen. Einen richtigen Ball konnte man sich nicht leisten, so wurde auch bei uns dem sogenannten „Fetzenlaberl“ nachgejagt. Trotzdem wuchs die Begeisterung für diesen neuen Kampfsport und immer wieder wurde der Gedanke besprochen, einen richtigen Fußballclub zu gründen.
Die damals mehr belächelten als akzeptierten Anhänger dieses neuen Sports traten daher an die Herren Emmerich Pehm und Wöhrer, beide für Jugend und Sport sehr aufgeschlossene Funktionäre, mit der Bitte heran, bei der Gründung eines Vereins behilflich zu sein. Herr Pehm arbeitete nach dem Ternitzer Muster die Statuten des 1. Pottschacher Arbeiter-Sportklubs. Schon kurze Zeit später (1920) fand im damaligen Gasthaus Bauer, dem jetzigen Gasthaus Arthold, eine Gründungsversammlung statt. Es waren zwar nur 12 Mitglieder anwesend, aber der erste Pottschacher Fußballverein war geboren. Der erste Vorstand: Obmann Blasius Höller, 2. Obmann Wöhrer sen., SL Hans Haider, Kassier Ludwig Rauch, Schriftführer Emmerich Pehm. Der Fußballklub zählte somit zu den ältesten Vereinen im Süden Niederösterreichs. Der Verein wuchs dann sehr rasch und konnte schon nach kurzer Zeit eine Mannschaft, die auch schon regelrechten Fußball zu spielen verstand, aufweisen. Die Spieler kauften sich die erste Sportbekleidung, blaue einfache Leinenhemden mit weißem Ausschlag, selbst. Noch einige Probespiele und dann fand das erste offizielle Spiel des Vereins gegen Ternitz mit folgender Aufstellung statt: Anton Wöhrer, Franz Steinhauser, Johann Wöckl, Emmerich Pehm, Stopperl, Willi Ochenbauer, Fritz Wolf, Rudolf Pehm, Robert Auer, Franz Brenner, Karl Handler.
Da der junge Verein selbstverständlich über keinen eigenen Platz verfügte, wurde entweder auswärts gespielt oder Heimspiele auf dem Ternitzer Platz bei der jetzigen I-Siedlung ausgetragen. Mit der seit damals beispielhaften Zähigkeit und nach langen, schwierigen Verhandlungen mit dem Gutsbesitzer Vigdor konnte dann 1921 darangegangen werden, einen eigenen Platz zu errichten. Doch mitten in der Arbeit änderte Herr Vigdor seine Zusage und das geplante Spielfeld musste um einige Dutzend Meter verlegt werden. Dies allem zum Trotz ging der ganze Verein wieder mit Krampen und Schaufeln an die Arbeit, um aus einer Kuhhalt der damaligen Aue im Gebiet der jetzigen II-Siedlung eine Sportanlage zu errichten. Parallel dazu mussten als Abgeltung für den Platz für Herrn Vigdor auch noch Wegplanierungsarbeiten durchgeführt werden. Die Werksdirektion des Semperit-Werkes in Wimpassing stellte mehrmals einen Lastkraftwagen zur Verfügung, mit dem auch notwendige größere Erdbewegungen durchgeführt werden konnten. Der weitaus größte Teil der ganzen Arbeiten musste aber der damaligen Zeit entsprechend, in schwerer manueller Arbeit geleistet werden. Der Erfolg blieb nicht aus: In kurzer Zeit wurde aus der Kuhhalt ein durchaus brauchbares Spielfeld.
Noch im Sommer 1921 war es dann soweit, der erste Sportplatz, der in Pottschach geschaffen worden war, wurde feierlich eröffnet. Ein großes Sportfest mit Turnen, Leichtathletik, Staffelläufen und natürlich Fußball wurde organisiert. Der Pottschacher Musikverein spielte auf, und erstmals kam ein großer Teil der Bevölkerung unseres Ortes zu einer Veranstaltung der Fußballer. Noch im Herbst 1921 wurde der geregelte Meisterschaftsbetrieb aufgenommen und es wurde in der damaligen Schutzgruppe ein Platz in der Tabellenmitte erreicht. In der Nachbargemeinde Grafenbach existierte gleichzeitig ein sogenannter „wilder“ Verein, der weder gemeldet war, noch einen geregelten Spielbetrieb aufrecht erhielt. Auf die Spieler dieses Vereins wirkte die Aufwärtsentwicklung in Pottschach wie ein Magnet und nach nicht allzu langer Zeit wurde beide Vereine dann auch zusammengeschlossen. Die Pottschacher Mannschaft wurde dabei durch Spieler wie Hauer, Bessenlehner, Ehrenböck usw. wesentlich verstärkt und unser Verein errang dann auch gleich seine ersten nennenswerten sportlichen Erfolge. Schon ein Jahr später (1923, Meistertitel Schutzgruppe) wurde der Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse erreicht und der Verein erlebte überhaupt zu dieser Zeit seine erste große Blüte. Eine Kampfmannschaft, eine B-Mannschaft, zwei Reserve- und zwei Jugendmannschaften spielten damals für die Pottschacher Farben. Mit rund 100 Aktiven und über 300 Mitgliedern hatte der Verein ein Format erreicht, mit dem er auch im gesamten Bezirksausmaß ebenbürtig da stand.
Dazu kam dann noch der Zugang mehrere Ungarn, die im Ort und in der Umgebung beschäftigt waren. Mit den drei Brüdern Szentmihaly, Laszlo und Hegedus erreichte die Mannschaft eine sehr beachtliche Spielstärke und eine Reihe großer sportlicher Erfolge fallen in diese Zeit. Eine Erinnerung aus dieser Zeit: Bewegung Neunkirchen und Gloggnitz spielten um die Meisterschaft, Gloggnitz musste in Pottschach antreten und verlor. Bewegung Neunkirchen wurde Meister und schenkte den siegreichen Pottschachern eine große Standuhr, Wein und Bier. In dieser Nacht wurde in der Pottschacher Aue recht lang und lautstark gefeiert. Leider hat diese Glanzzeit des Klubs nicht sehr lange gedauert, auch deshalb, weil die größeren Vereine die talentiertesten Pottschacher Kicker immer wieder wegholten. So waren es in den 20er-Jahren die Brüder Wöckl, die dann bei Ternitz spielten. Die Spieler Kittelmann, Zenz, Dorfstätter und Gorosch, die ihre ersten Fußballschuhe in Pottschach zerrissen, zählten fortan zu den Stützen anderer Vereine. Unüberbrückbare wirtschaftliche Schwierigkeiten erzwangen die Einstellung des Spielbetriebs von 1927 bis 1932.
Im Mai 1932 wurde der Verein unter der Führung der Herren Stefan, Robert Steinacher, Otto Höller, Portugaller und Johann Gersthofer wieder aktiviert. Wieder musste in der Schutzgruppe und wieder ohne eigenen Platz angefangen werden. Es hört sich heute fast wie ein Witz an, dass damals die Mannschaft vom Gasthaus Frei (der Wirt hatte sehr viel für den Verein übrig) schon in den Dressen auf den Ternitzer Platz laufen und nach dem Spiel derselbe Weg in den Dressen wieder zurückgelegt werden musste.
1934 wurde der 1. Pottschacher Arbeiter-Sportklub aufgelöst. 1935 wurde der Verein von Oberstleutnant Beneschke gewissermaßen übernommen und erhielt seinen heutigen Namen: SV Sportfreunde Pottschach. In dieser Zeit wurde auch der heutige Sportplatz von der Weidegenossenschaft Grafenbach gepachtet, hergerichtet und eingefriedet.
Wichtige Funktionen übernahmen damals Roman Wolf, Johann Stasny und Willi Haselbacher. 1937 wurde Johann Gersthofer wieder aktiver Funktionär. Gersthofer war dann auch von 1938 bis 1943 Obmann des Vereins, von dieser Zeit an bis zum Kriegsende (Gersthofer war in Kriegsgefangenschaft) wurde diese Funktion von Josef Haas eingenommen. Erwähnenswert aus dieser Periode ist auch noch die Tatsache, dass in Pottschach die ganze Kriegszeit über durchgespielt wurde, während viele größere und prominentere Vereine den Betrieb einstellten. 1939 gelang dem SVSF der zweite Meistertitel der Vereinsgeschichte in der 2. Klasse, in einem dramatischen Spiel setzte man sich gegen Neunkirchen durch. Im Jahre 1940 wurde der Sportplatz zum ersten Mal verbreitert, wiederum durch den körperlichen Einsatz der damaligen Funktionäre und Spieler konnte diese Bautätigkeit im Juni 1940 abgeschlossen werden. Das Eröffnungsspiel „Propagandaspiel gegen den SC Wacker Wien“ wurde aber mit 1:16 verloren. 1942 fuhr der SVSF Pottschach als erster niederösterreichischer Verein nach Jugoslawien und bestritt dort ein Freundschaftsspiel gegen Rapid Maribor, den damals stärksten Verein Jugoslawiens.
Kaum waren die Kriegswirren vorüber, ist man unter der Leitung von Obmann Franz Bauer darangegangen, den weiteren Bestand des Vereins zu sichern. 1947 wurde Hauptschul-Oberlehrer Johann Schober Obmann des Vereins, Kassier war Roman Reisner. Große Verdienste erwarb sich zu dieser Zeit auch der zweite Obmann, Franz Gasteiner. In der Ära dieser Funktionäre wurde der Sportplatz Eigentum des Vereins.
Eine Großtombola und eine Boxveranstaltung mit Europameister Joschi Weidinger brachten die finanziellen Mittel und den Verein ein großes Stück vorwärts. 1951 übernahm wieder Johann Gersthofer die Obmannstelle und Heinrich Kanzler bekleidete die Funktion des Sektionsleiters. 1955/56 konnten der Staatsliga-Klub ASK Ternitz sowie der ATSV Steyr geschlagen werden. In die neue 10-jährige Regierungszeit Gersthofers fällt auch im wesentlichen der weitere Ausbau der Sportanlage. Der Kabinenbau wurde 1959 beendet. Die Bauzeit betrug zwei Jahre. Bewerkstelligt konnte dieses Vorhaben nur durch die freiwillige Mithilfe aller Funktionäre und Spieler werden. Von 1. bis 8. August 1959 wurde das deutsche Reutlingen besucht. Die 1. und 2. Mannschaft, sowie drei Nachwuchsmannschaften, bestritten dort Freundschaftsspiele. Die Reisegesellschaft bestand aus 89 Personen. Darunter auch die Musikkapelle „Die Sierningthaler“. Gersthofer war auch 15 Jahre lang Gruppenobmann der 1. Klasse Süd. 1958 kürte sich Pottschach mit einem 3:1 gegen Breitenau daheim vor 1000 Zuschauern zum Meister der 1. Klasse Süd.
Von 1960 bis 1970 übernahmen abwechselnd die Herren Franz Ackerl und Alois Deller die Obmannstelle. Als Sektionsleiter müssen in diesem ganzen Zeitraum vor allem noch Josef Plochberger und der so tragisch aus dem Leben geschiedene Karl Mohr sowie Mani Stickler hervorgehoben werden. In den Jahren 1964 und 1967 errangen die Pottschacher Fußballer zwei weitere Meistertitel in der Bezirksgruppe Südwest bzw. der 2. Klasse Südwest. Die darauffolgenden Jahre waren sportlich von einem Kampf um den Klassenerhalt geprägt. Viele junge Nachwuchsspieler wurden in dieser Zeit in die Kampfmannschaft eingebaut. Darunter auch Erich Reibnagel und Helmut „Tschasi“ Füllenhals, die dann vom damaligen Regionalligaverein Gloggnitz verpflichtet wurden und dort jahrelang zu den Stützen zählten. Füllenhals wurde 1969 sogar von Admira Wacker verpflichtet. Dort spielte unter anderem im Europacup und auch im Amateur-Nationalteam.
Unter der Leitung von Ernst Schlömmer beschloss der Vereinsvorstand im Jahre 1971 mit Hilfe des NÖFV und der Gemeinde Pottschach, das Spielfeld einer Generalsanierung zu unterziehen. Die Meisterschaftsspiele mussten im Frühjahr 1972 auf der Sportanlage von Semperit Wimpassing ausgetragen werden, die Saison 1972/73 wurden auf dem Sportplatz in Stuppach durchgeführt. Einige Episoden aus dieser für den Verein wahrscheinlich schwersten Zeit werden in Erinnerung bleiben, so die „Nachbarschaftshilfe“ eines Vereins, der als Gegenleistung für einen Ausweichplatz zwei Kampfmannschaftsspieler forderte. Dieses Angebot wurde vom Vorstand dankend abgelehnt. Unter dem Sektionsleiter Farnleitner und dem Trainer Pfalzer wurde das Training und der Spielbetrieb in Stuppach unter schwierigsten Bedingungen aufrecht erhalten. Das Heizmaterial oder auch Warmwasser mussten von Pottschach mitgenommen werden, oft sah man einen Funktionär des Vereins mit dem Rad oder dem Moped zwischen Pottschach und Stuppach hin und herpendeln, auf dem Gepäckträger einen Bund Holz. Im Jänner 1973 kam es zu einer Umgruppierung bei den Vereinsfunktionen. Präsident Gersthofer übernahm die Geschäftsführung, die Herren Schlömmer und Farnleitner die sportliche Leitung des Vereins.
Am 15. August 1973 konnte die renovierte Sportanlage mit neuerrichteten Zuschauertribünen im Rahmen eines würdigen Festaktes eröffnet (Spiel gegen eine ungarische Mannschaft) und für den Spielbetrieb in Pottschach übergeben werden. Sicherlich auch beflügelt, endlich auf heimischer Anlage spielen zu können, aber auch durch die gute Arbeit der Sektions- und Jugendleitung gelang es im Jahre 1976 als Zweiter der 1. Klasse Süd durch eine neue Klasseneinteilung in die Unterliga Süd/Süd-Ost aufzusteigen. Zu unseren Spielern wie Egger, Mies, Deller, Dorner, Schuster, Klieber, Grill, Kral, konnten noch ein „Hias“ Kögler, „Guggi“ Wolf hinzuverpflichtet werden und es gelang dieser Mannschaft, nach nur zwei Saisonen in der Unterliga den Meistertitel zu erringen und den Aufstieg in die Oberliga Ost zu schaffen. Dies gilt bis heute noch als größter Erfolg der 90-jährigen Vereinsgeschichte. Im Herbst 1979 wurde beim 2:0 gegen Gloggnitz mit 1200 Zuschauern ein bis heute bestehender Zuschauerrekord aufgestellt.
Die Sportanlage wurde durch den Neubau einer Kantine und von WC-Anlagen weiter verschönert (1976), der Haupteingang wurde von der Austraße in die Dammstraße verlegt. Nach dreijähriger Zugehörigkeit zur Oberliga Ost musste im sportlichen Bereich der Abstieg bis in die 2. Klasse Wechsel in den folgenden Jahren durchgemacht werden, es folgte ein stetiges Auf und Ab. Im Jahre 1980 legte Präsident Gersthofer die Geschäftsführung zurück und übernahm Obmann Josef Buchegger die Leitung des Vereins, die er bis 2009 inne hatte. Das 60-jährige Vereinsjubiläum wird mit einem Zeltfest in Putzmannsdorf begangen. Ein Freundschaftsspiel gegen Kapfenberg (damals 2. Division) wurde knapp mit 3:4 verloren. Im Jahre 1982 konnte durch den Verein eine Buffet-Konzession und der Kantinenbau vom damaligen Vereinswirt Leopold Bichler erworben werden. Zur Erleichterung der Platzpflege wurden neue Geräte angekauft, die Erneuerung der Spielfeldgrenzen mittels Werbetafeln abgeschlossen und ein neuer Zubau beim Kabinentrakt für Lagerräumlichkeiten geschaffen. 1986 gelingt durch den Meistertitel in der 2. Klasse Wechsel noch einmal der Aufstieg in die 1. Klasse Süd, aber auch dieser Aufenthalt ist nicht von langer Dauer.
Anfang der 90-er Jahre setzte der SVSF Pottschach noch einmal zu einem sportlichen Höhenflug an. 1993 gelang der Meistertitel in der 2. Klasse Wechsel, 1995 und 1996 verpasste man den Aufstieg in die Unterliga Süd/Süd-Ost erst in der Relegation. Im Frühjahr 1995 wurde nach längerer Bauzeit unter der Leitung von Josef Hausecker und Robert Alfanz der Kantinenzubau fertiggestellt. 1997 war es soweit: Mit 17 Punkten Vorsprung auf Wiesmath gelang der Aufstieg von der 1. Klasse Süd in die neu gegründete Gebietsliga Süd/Süd-Ost. Dort hielt man sich vier Saisonen, ehe der neuerliche Durchmarsch in die 2. Klasse erfolgte. Im Jahr 2000 wurden der Kabinen- bzw. Sektionsleiterraum komplett saniert. Im Sommer 2003 wurde eine computergesteuerte Bewässerungsanlage in Betrieb genommen.
Sportlich entwickelte sich der SVSF zu einer Fahrstuhlmannschaft. 2004 und 2006 wurden Meistertitel in der 2. Klasse gefeiert. In den letzten Jahren kämpfte der Verein stets um den Klassenerhalt in der 1. Klasse Süd. Nach 29 Jahren Obmannschaft von Josef Buchegger übernahm Lorenz Kampitsch das Amt des Obmanns. Zum Einstand wurde der gesamte Sportplatz verschönert und die Kantine (samt WC-Anlagen) einer Neuadaptierung unterzogen. Sportlich wurde eine neue Linie in Angriff genommen: Man verzichtet in Pottschach künftig auf Legionäre. Im Frühjahr 2010 ist es eine hungrige Pottschacher Mannschaft voller Eigenbauspieler, die einen Superstart ins Frühjahr feiert und vorzeitig den Klassenerhalt sicherstellt. Kurz vor Saisonende tritt Lorenz Kampitsch nach eineinhalb Jahren als Obmann zurück, neuer Obmann wird Filip Blazanovic.
Im Jänner 2011 wechselt SVSF-Eigengewächs Lukas Spendlhofer von der St. Pöltener Akademie zum Champions-League-Sieger Inter Mailand. Eine Riesensensation und Bestätigung für die hervorragende Nachwuchsarbeit, die beim SVSF geleistet wird.